Luppenau

Tag des offenen Denkmals:
Gemeinsame Aktion des Luppenauer Fördervereins und der Kirchengemeinde Lössen

SAALE-ELSTER-AUEN-KURIER - Oktober 2017  - Antje Böhme   

Viele haben es schon gemerkt: in der Lössener Kirche tut sich was. Am 10. September, dem Tag des offenen Denkmals, gaben die drei K den Takt vor: Kirche, Kultur und Kaffee sollten Menschen nach Lössen locken – und sie kamen! Am Denkmalstag betrachten wir alte Steine und Mauern. Das, was trägt, auch jenes, was brüchig ist. Bauernsteine sind wenig beachtete, oft unscheinbare Denkmäler. So auch der Bauernstein, rechts neben der Lössener Kirche. Bislang meist als Ablageort für den Grünschnitt und zu Weihnachten als Treffpunkt zum Aufwärmen mit Glühwein für die Besucher des Heiligabendgottesdienstes genutzt. Dass vor allem letzteres gar nicht so fern vom einstigen Sinn des Bauernsteins liegt, ließ einige aufatmen, die schon voller Sorge waren, hier Jahr für Jahr ein Sakrileg zu begehen. Aber, wenn man sich die ursprüngliche Nutzung der Bauernsteine vor Augen führt: Versammlungsort, Gerichtsort, Ort für Absprachen und Verabredungen, dann geht die Verwendung am Heiligen Abend durchaus in Ordnung.


Die Luppenauer Osterhasen mit nassen Füßen

Da vielen Menschen in Lössen gar nicht mehr bekannt ist, dass dieser unspektakuläre Stein eine solche Bedeutung für unsere Vorfahren hatte, soll eine Plakette angebracht werden, die der Tradition und Bedeutung des Bauernsteins gerecht wird. Die Kirche mutete den Eintretenden überraschend schummrig an, was der Verdunkelung geschuldet war, die Peter Zimmermann an den Chorfenstern angebracht hatte. Mehrere Lichtproben waren erforderlich um perfekte Lichtverhältnisse zu schaffen. „Er hat nicht nur ausgezeichnete Ideen, sondern er realisiert sie auch, und das mit handwerklicher Präzision.“, loben die Mitstreiter den Einsatz Zimmermanns. So wurde uns allen eine ganz neue Raumerfahrung eröffnet, die dazu diente, die Bilder besser betrachten zu können, mit denen uns Ilja Bakkal auf Expedition zu Wasser durch unsere schöne Aue mitnahm. Keiner konnte sich dem Charme der außergewöhnlichen Fotos und dem leidenschaftlichen, spannenden und humorvollen Bericht entziehen, mit dem Ilja Bakkal uns einen ganz besonderen Blick auf die Schönheit unserer Heimat vermittelte. Er versteht es, das Auge seiner Kamera zärtlich, liebevoll und ausdrucksstark auf ganz besondere Motive zu richten und mit seinen Kommentaren sowohl die Landschaft zu den verschiedenen Jahreszeiten, als auch die geschichtlichen Zusammenhänge und Entwicklungen auf ganz neue, sensible und überraschende Weise hervorzuheben.


Die Harfenmusik von Christiane Werner und Esperanza Ehrle lud dazu ein, die Augen in Ruhe verweilen und die Gedanken schweifen zu lassen. Die beiden Studentinnen der Musikhochschule Leipzig und Preisträgerinnen an ihrem Instrument gaben dem Vortrag mehr als nur einen akustischen Rahmen. Sie begeisterten die Zuhörer mit Musik verschiedener Komponisten. Man konnte förmlich das Wasser plätschern, tröpfeln oder rauschen hören, wenn sie ihre Hände über die Harfenseiten gleiten ließen. Mit vollendeter Anmut und Grazie erfüllten die beiden Harfenistinnen den Raum unserer Lössener Kirche mit Klang. Sie selbst genossen die wunderbare Akustik, die jeden auch noch so leisen Ton bis in den letzten Winkel trug und waren angetan von der begeisterten Reaktion des Publikums.
Denk mal! Eine Aufforderung zum Nach-Denken. Als Handelnde verlieren wir schneller den Überblick über die Sinnhaftigkeit dessen, was wir tun. Wir verlieren den Überblick. Wir handeln schneller als wir denken, so dass es Zeiten des NachDenkens braucht. Denk mal! Eine Aufforderung zum Quer-Denken.Es geht darum, weiterzudenken als nur vom Heute auf das Morgen. Jedes Denkmal lädt ein zum Voraus-Denken. Habe ich Zukunft?

Wie, für was, für wen sollte ich mich im Blick auf meine Zukunft entscheiden? Wohin führt unser Leben? Denk mal! Anschließend war die Kaffeetafel vorwiegend durch die Frauen des Luppenauer Fördervereins reichlich gedenkt. Die Krönung all der Köstlichkeiten war die Torte in Form der Lössener Kirche, die unter Riccarda Zimmermans geschickten Händen entstanden war und nicht nur fantastisch aussah, sondern auch hervorragend schmeckte, weshalb sie bis zum letzten Krümel ihren Weg in die Bäuche der genießenden Kaffeetrinker fand. Am Rande ist zu erwähnen, dass Peter Zimmermann und Ilja Bakkal mehrere Backproben der Torte vorher aufopferungsvoll verkostet haben. Der Platz hinter der Kirche – der sonst kaum genutzt wird – wurde zu einem Open-Air-Cafe, das die Besucherinnen und Besucher dank des herrlichen Sonnenscheins gerne nutzten, um sich an den Köstlichkeiten zu laben und gute Gespräche über Gott und die ‚Welt zu führen. (Unter www.luppenau.de finden Sie die Fotos!) So wurde unsere Lössener Kirche zu dem, was sie eigentlich ist, und sein soll: einem Begegnungsort, einem Treffpunkt, einem Ort für Leib und Seele. Ein herzliches Danke schön allen, die dazu beigetragen haben.
Es war ein rundum schöner Tag!

Antje Böhme, Pfarrerin